Die Deutsche AIDS-Hilfe distanziert sich von der Auszeichnung des Nachrichtenmagazins „Der SPIEGEL“ mit dem KOMPASSNADELl-Preis 2013 des Schwulen Netzwerk NRW. Die KOMPASSNADEL wird verliehen an „Persönlichkeiten, die sich um die Förderung der gesellschaftlichen Akzeptanz der schwulen Minderheit besonders verdient gemacht haben.“
Der Kritik der Deutschen AIDS-Hilfe schliesse ich mich an.
Mich hat die Auszeichnung des „SPIEGEL“ durch das Schwule Netzwerk NRW ebenfalls irritiert und verstört. Nicht vergessen ist mir, dass insbesondere der SPIEGEL in der Aidskrise über seine Berichterstattung zum Scharfmacher wurde und die gesellschaftliche Stimmung gegen Menschen mit HIV und besondes auch gegen Schwule polarisierte.
Beispielsweise stellte SPIEGEL-Autor Hans Halter seinen Beitrag „Das Virus muss nur noch fliegen lernen“ in Nr.47/1987 sogar eine religiöse Anleihe voran, bevor er über einen der ersten schwulen HIV-Positiven schrieb:
„Und ich sah ein fahles Pferd;
und der darauf saß,
des Name hiess Tod,
und die Hölle folgte ihm nach.
Offenbarung des Johannes 6, Vers 8“
Der SPIEGEL sah sich als Frontberichterstatter der Apokalypse und hat diese Stimmung besonders über seine spezielle Wortwahl in der Berichterstattung zu AIDS jahrelang mächtig befeuert. Schwules Leben wurde diffamiert und an den Pranger gestellt.
Der SPIEGEL hat damit Auflage gemacht auf Kosten von Menschenrechten und Menschenwürde von schwulen Männern und von Menschen mit HIV.
Der SPIEGEL wurde so ein wesentlicher Antreiber der Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen mit HIV in Deutschland.
An deren Folgen leiden wir heute noch immer.
Die DAH hat recht, wenn sie von einer offenen Bringschuld des Nachrichtenmagazins spricht, sich den in der Vergangenheit begangenen Menschenrechtsverletzungen zu stellen und sich aktiv damit auseinanderzusetzen.
Es hätte sicher würdige Preisträger für die Kompaßnadel aus dem Medienbereich gegeben.
Der SPIEGEL ist es nicht.